Pfingstritt in Bad Kötzting

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Nach altem Brauch ziehen am Pfingstmontag – in diesem Jahr am 9. Juni – rund 700 Reiter auf festlich geschmückten Pferden in Trachten und mit ernster Würde hinaus durchs Zellertal nach Steinbühl. Es ist eines der bedeutendsten religiösen Reiterereignisse Europas, tief verwurzelt in der regionalen Tradition und getragen von echtem Glauben.

Die Wallfahrt geht auf ein Gelöbnis aus dem Jahr 1412 zurück. Der Überlieferung nach lag ein Mann im nahen Steinbühl im Sterben und bat um die Sterbesakramente. Der Pfarrer aus Bad Kötzting zögerte nicht, doch der Weg war gefährlich – und so baten ihn die Kötztinger Burschen, ihn zu begleiten und zu schützen. Die Rückkehr gelang unversehrt. Aus Dankbarkeit wurde gelobt, diesen Ritt jedes Jahr zu wiederholen – eine gelebte Tradition der Nächstenliebe, Treue und des christlichen Beistands, die bis heute ungebrochen ist.

Pünktlich um 8 Uhr verlassen die Reiter betend, still und würdevoll die Stadt, begleitet vom feierlichen Geläut der Glocken. Angeführt wird der Zug vom Kreuzträger, gefolgt von Laternenträgern, Fanfarenbläsern sowie dem geistlichen Offiziator mit Mesner und Ministranten. Es ist ein beeindruckendes Bild, das tiefe Ehrfurcht weckt – nicht nur bei den Beteiligten, sondern auch bei den zahlreichen Zuschauenden am Wegesrand.

Ziel ist die Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Steinbühl, wo um 10.15 Uhr ein feierlicher Reitergottesdienst gefeiert wird – inmitten der Natur, getragen von der Kraft des Glaubens und der Gemeinschaft. Nach einer stärkenden Pause machen sich die Reiter gegen 12 Uhr wieder auf den Rückweg nach Bad Kötzting.

Dort gipfelt der Tag in einem feierlichen Festakt mit dem eucharistischen Segen, der Überreichung des Tugendkränzchens, der Ehrung verdienter Pfingstreiter sowie dem feierlichen „Te Deum“. Es ist ein Tag, an dem Vergangenheit und Gegenwart, Glaube und Brauchtum, Mensch und Tier auf besondere Weise miteinander verbunden sind – und das Herz vieler tief berühren.

Mai 2025