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Der Ursprung des Wurstmarkts
Im Mittelalter führten Wallfahrten auf den Michaelsberg – 1990 Gotteshaus neu gebaut
Der Wurstmarkt in Bad Dürkheim gilt als das größte Weinfest der Welt. Alljährlich strömen Tausende von Menschen in das Kurstädtchen an der Weinstraße, um an dem Volksfest teilzunehmen. Kaum einer weiß jedoch, dass der Wurstmarkt auf einen religiösen Brauch zurückgeht.Im Mittelalter strömten Wallfahrer zum St. Michaelsberg oberhalb von Bad Dürkheim, wo seit der Mitte des zwölften Jahrhunderts eine Wallfahrtskapelle stand.
Die Pilger wollten durch den Kauf von Ablassbriefen Vergebung für ihre Sünden erlangen. Durch die Vielzahl von Menschen wurden immer mehr Bauern und Winzer angezogen, die ihre Waren mit Schubkarren auf den Michaelsberg transportierten und dort vor allem Wein, Wurst und Brot anboten. Es entstand der Michaelismarkt. 1577 wurde er vom Michaelsberg auf die darunter liegenden Brühlwiesen verlegt, wo er heute noch ansässig ist. Damit schlug die Geburtsstunde des Wurstmarkts.
Die Michaeliskapelle „erlebte“ den Ortswechsel allerdings nur noch kurze Zeit. Im Jahr 1601 ließ das kurpfälzische Oberamt Neustadt die Kapelle eigenmächtig entfernen, obwohl das Kirchlein damals der Kurpfalz und Leiningen gleichermaßen gehörte.
Idee für Neubau der Michaeliskapelle entstand 1988
Wenn Spaziergänger heute auf den Michaelsberg kommen, so können sie nicht nur die älteste benannte Weinlage der Pfalz entdecken, die vor allem für vorzüglichen Riesling bekannt ist, sondern auch ein kleines Kirchlein, von dem man einen herrlichen Blick auf Bad Dürkheim und die Brühlwiesen mit dem Riesenfass hat. Seit 1990 steht die Michaeliskapelle wieder oberhalb des knapp 19000 Einwohner zählenden Städtchens. Ihre Wiedergeburt hat sie einer Initiativgruppe zu verdanken, der „Interessengemeinschaft St. Michaeliskapelle“, die sich im November 1988 gründete. Vorsitzender war und ist Helmut Leckron. Der passionierte Wurstmarkt-Liebhaber hatte die Idee für den Neubau des Gotteshauses auf dem Michaelsberg und machte damals in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung seinen Vorstandskollegen dieses Vorhaben schmackhaft.
Diese ließen sich von der zündenden Idee anstecken und gründeten kurzerhand die „Interessengemeinschaft St. Michaeliskapelle“ mit dem Ziel des Baus der Michaeliskapelle. Es folgten Gespräche mit der Stadt, dem Kreis, den Kirchen sowie mit den Heimatforschern und Denkmalpflegern, um sie nach möglichen Plänen oder Aufzeichnungen der einstigen Michaeliskapelle zu fragen.
Auch musste noch ein passendes Grundstück her. Dank der Großzügigkeit einer Bad Dürkheimer Bürgerin war der Standort bald gefunden. Sie schenkte der Interessengemeinschaft eine rund 50 Quadratmeter große landwirtschaftliche Fläche. Die finanziellen Mittel für den Neubau der Kapelle in Höhe von rund 100000 D-Mark kamen Dank vieler Spender zusammen. „Die Bevölkerung war von der Idee so begeistert, dass sie uns großzügig unterstützte“, erinnert sich Agathe Klug, eine der Gründungsmitglieder der Interessengemeinschaft.
Schon bald konnte mit dem Bau des 28 Quadratmeter großen Kirchleins begonnen werden. Bereits im September 1989 wurde der Grundstein gelegt und fast auf den Tag genau ein Jahr später erfolgte die Einweihung der neuen Michaeliskapelle, die sowohl von evangelischen als auch katholischen Christen genutzt wird.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich das kleine Kirchlein Dank zahlreicher Gönner zu einem regelrechten Schmuckstück. So spendete etwa der ehemalige Leistadter Pfarrer Hermann Josef Knörr eine Statue des Erzengels Michael, die einst in der zu Bad Dürkheim gehörenden Filialkirche stand. Auch die vier Partnerstädte des Kurörtchens trugen zur Verschönerung der Michaeliskapelle bei. Die französische Stadt Paray-le-Monial schenkte beispielsweise ein Paulusrelief aus dem 19. Jahrhundert und die englische Stadt Wells einen 700 Jahre alten gotischen Kirchenfensterstein.
Seit mehr als 20 Jahren steht die Michaeliskapelle nun auf dem Michaelisberg inmitten von Weinbergen – zur Freude von Agathe Klug und ihren Mitstreitern der Interessengemeinschaft, die sich um das kleine Gotteshaus kümmern. „Oft bin ich hinaufgefahren und habe nach dem Rechten gesehen“, beschreibt die 71-Jährige ihre besondere Verbundenheit zu der Kapelle. Und häufig hätten sich Spaziergänger gefreut, wenn die Tür des Kirchleins offenstand und sie hineingehen konnten, um den Heiligen Michael um Hilfe zu bitten.
Weitere allgemeine Informationen zum Wurstmarkt gibt es hier:
https://www.bad-duerkheim.de/aktuelles/2024/duerkheimer-wurstmarkt-2024